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Daten: Warum sie das Futter für jede Künstliche Intelligenz sind

Ohne Daten bleibt jede KI nur eine leere, ungenutzte Hülle. In diesem Artikel schauen wir uns an, warum diese "Zutaten" so entscheidend für das Gelingen sind.
Verschiedenes Fleisch und Gemüse in der Küche
Ohne gute Daten (Zutaten) können KIs keine guten Ergebnisse liefern | Quelle: ThermoPro
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Das Wichtigste in Kürze:

Daten sind das Futter für jede KI. Ohne Daten kann ein KI-Modell nichts lernen und bleibt eine leere Hülle.

Drei Faktoren sind entscheidend: Menge, Qualität und Vielfalt. Eine KI braucht riesige Mengen an sauberen und fehlerfreien Daten, um gut zu funktionieren.

Einseitige Daten führen zu einer voreingenommenen KI (Bias). Wenn die Trainingsdaten die Realität nicht vielfältig abbilden, lernt die KI die darin enthaltenen Vorurteile und kann unfaire oder falsche Entscheidungen treffen.

Bisher haben wir über die Bausteine der KI gesprochen: über das neuronale Netz als ihr "Gehirn" 🧠 und über das Training als ihren "Lernprozess" 👩‍🏫. Aber eine entscheidende Zutat fehlt noch in unserem Verständnis – die wohl wichtigste von allen.

Denn was nützt der beste Ofen (Hardware), das klügste Rezept (Algorithmus) und der talentierteste Bäcker (Modell), wenn man keine Zutaten hat?

Genau das sind Daten für eine Künstliche Intelligenz: Sie sind das Mehl, der Zucker, die Eier. Sie sind das Futter, die Grundlage, der Treibstoff.


Das Grundprinzip: Eine KI lernt nur aus Beispielen

Erinnern wir uns an das Training: Eine KI lernt nicht durch das Verstehen von Logik, sondern durch das Erkennen von Mustern in unzähligen Beispielen. Um zu lernen, was eine Katze ist, muss sie Tausende von Katzenbildern sehen.

Diese "Beispiele" sind die Daten.

Die Qualität des Endergebnisses – also wie gut die KI ihre Aufgabe erfüllt – hängt daher nicht nur vom Algorithmus ab, sondern vor allem von den Daten, mit denen sie gefüttert wurde. Bleiben wir bei unserer Koch-Analogie 🧑‍🍳, um das zu verdeutlichen.

1. Die Menge der Zutaten: Viel hilft viel (Datenmenge)

Du kannst keinen Festtagskuchen für 20 Personen mit nur einer Prise Mehl und einem Tropfen Milch backen. Du brauchst eine große Menge an Zutaten.

Genauso ist es bei der KI. Um die komplexen, feinen Muster zu lernen, die eine Aufgabe definieren, braucht ein KI-Modell eine riesige Menge an Daten.

  • Ein Modell, das nur mit 100 Katzenbildern trainiert wird, lernt nur sehr grobe Muster und wird bei einem leicht ungewöhnlichen Bild sofort versagen.
  • Ein Modell, das mit 10 Millionen Katzenbildern trainiert wird, lernt auch die feinsten Nuancen: verschiedene Rassen, Posen, Lichtverhältnisse und Hintergründe. Es wird zu einem echten Experten.
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Moderne Modelle wie ChatGPT werden mit hunderten Milliarden von Wörtern und Sätzen trainiert. Diese schiere Menge ist der Grund, warum sie so erstaunlich gut funktionieren.

2. Die Qualität der Zutaten: Müll rein, Müll raus (Datenqualität)

Stell dir vor, du hast tonnenweise Mehl, aber es ist voller Klumpen und Steine. Dein Kuchen wird ungenießbar, egal wie gut dein Rezept ist.

Das Prinzip "Garbage in, garbage out" (Müll rein, Müll raus) ist das erste Gebot der KI. Wenn deine Daten schlecht sind, wird auch deine KI schlecht sein. Schlechte Daten sind zum Beispiel:

  • Falsch beschriftete Bilder: Bilder, auf denen ein Hund als "Katze" markiert ist. Die KI lernt das Falsche. ❌
  • Fehlerhafte Texte: Texte voller Rechtschreib- und Grammatikfehler. Die KI lernt einen schlechten Schreibstil. ✍️
  • Unvollständige Informationen: Fehlende Werte in einer Tabelle. 📊

Deshalb verbringen KI-Teams einen Großteil ihrer Zeit nicht mit dem Programmieren, sondern mit dem Sammeln, Säubern und Aufbereiten von qualitativ hochwertigen Daten.

3. Die Vielfalt der Zutaten: Die Gefahr der Einseitigkeit (Datenvielfalt & Bias)

Was passiert, wenn du für deinen Kuchen nur Mehl und Zucker verwendest? Er wird essbar, aber extrem einseitig und langweilig. Für einen wirklich guten Kuchen brauchst du auch Eier, Butter, Gewürze, vielleicht Früchte oder Schokolade.

Das ist einer der wichtigsten und gefährlichsten Aspekte von Daten: die Vielfalt. Wenn die Trainingsdaten nicht die Realität in ihrer ganzen Breite abbilden, entwickelt die KI einen sogenannten Bias (eine Verzerrung).

  • Beispiel Bilderkennung: Trainierst du eine KI nur mit Bildern von weißen Katzen, wird sie Schwierigkeiten haben, eine schwarze Katze zu erkennen. Sie hat gelernt, dass "Katze" und "weißes Fell" zusammengehören.
  • Beispiel Bewerbungen: Trainiert man eine KI mit den Bewerbungsdaten einer Firma, die in den letzten 50 Jahren hauptsächlich Männer eingestellt hat, wird die KI lernen, männliche Bewerber zu bevorzugen. Sie spiegelt einfach die Vorurteile wider, die in den historischen Daten stecken.

Eine einseitige Datenauswahl führt zu einer einseitigen, oft unfairen oder sogar diskriminierenden KI. Deshalb ist es so wichtig, auf vielfältige und repräsentative Datensätze zu achten.


Woher kommt eigentlich all dieses Futter?

Die Frage liegt auf der Hand: Woher nehmen Entwickler diese riesigen Mengen an Daten?

  1. Das offene Internet 🌍: Große Sprachmodelle wie ChatGPT werden mit einem riesigen Querschnitt des öffentlichen Internets trainiert – Wikipedia, Nachrichtenartikel, Bücher, Diskussionsforen und Blogs wie dieser hier.
  2. Spezielle Datensätze: Forscher und Unternehmen erstellen oder kaufen riesige, sorgfältig beschriftete Datensätze für bestimmte Zwecke (z.B. medizinische Bilder für die Krebsdiagnose oder Verkehrsdaten für selbstfahrende Autos).
  3. Von Nutzern wie Dir und mir: Jedes Mal, wenn du auf Spotify einen Song mit "Herz" markierst, eine Serie auf Netflix bewertest oder eine Suchanfrage bei Google eingibst, generierst du Daten. Diese Daten werden genutzt, um die KI-Systeme dieser Dienste für dich und andere zu verbessern.
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Angenommen, du guckst auf Netflix am liebsten amerikanische Krimi-Serien und dir gefällt plötzlich ein koreanisches Drama: Dann erhöht sich die Chance, dass der Netflix-Algorithmus diese Serie anderen Personen, die sonst auch am liebsten Krimis gucken, vorschlägt.

Fazit: Die Daten sind der wahre Schatz

Du siehst: Der schlaue Algorithmus oder das komplexe neuronale Netz ist oft nur die halbe Miete. Der wahre Wert und die eigentliche Herausforderung liegen in den Daten.

Die Qualität, Menge und Vielfalt der Daten bestimmen am Ende, ob eine KI ein nützlicher Experte oder ein unbrauchbares, voreingenommenes System wird. Wenn du also das nächste Mal von einer neuen, bahnbrechenden KI hörst, denke immer daran: Ihr eigentlicher Schatz sind nicht die Algorithmen, sondern die unvorstellbaren Mengen an hochwertigen Zutaten, mit denen sie gefüttert wurde.


Weiterführende Fragen

Wer besitzt die Daten, mit denen eine KI trainiert wird?

Das ist eine komplexe Rechtsfrage. Oft gehören die Daten den Unternehmen, die sie sammeln (z. B. Google oder Meta). Bei Modellen, die mit dem öffentlichen Internet trainiert werden, ist die Lage noch unklarer und Gegenstand vieler Urheberrechtsdebatten. Grundsätzlich gilt: Der Zugang zu riesigen, qualitativ hochwertigen Datensätzen ist heute ein enormer Wettbewerbsvorteil, weshalb einige Unternehmen manchmal rechtliche Grauzonen ausnutzen oder sogar übertreten.

Was macht man, wenn man nach dem Training einen Fehler oder Bias entdeckt?

Man kann das Modell mit neuen, korrigierten oder vielfältigeren Daten "feinabstimmen" (Fine-Tuning), um den Bias zu reduzieren. Manchmal ist es aber auch nötig, den gesamten Trainingsprozess mit einem besseren Datensatz von vorne zu beginnen, was teuer ist.

Was sind "synthetische Daten"?

Synthetische Daten sind künstlich von einer KI erzeugte Daten, die nicht aus der realen Welt stammen. Man nutzt sie, wenn echte Daten knapp, teuer oder aus Datenschutzgründen nicht verfügbar sind (z. B. in der Medizin). Eine KI kann lernen, realistische, aber anonyme Patientendaten zu erzeugen, mit denen dann andere KIs trainiert werden können.

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